Hipsterfrei, uncool und ein wenig bieder

Wie ich sie hasse, diese Städte, die irgendwann, irgendwer mal als cool, hip und „the place to be“ ausgerufen hat. Wenn man dann durch diese Städte, bzw. Teile dieser Städte geht (in Berlin z. B. Prenzelberg und Mitte) fühle ich mich schier erdrückt von den Leuten, die sich nur deshalb schon für in und hip halten, weil sie in Berlin wohnen, die ihre eigene, scheinbare, oftmals eingebildete Wichtigkeit vor sich hertragen, dass ich gar nicht so viel fressen kann, wie ich gern kotzen würde (ist nicht von mir, sondern von Max Liebermann, wie allgemein bekannt ist).

Dazu Touristenmassen, die natürlich auch all diese „Places to be“ bereisen müssen, egal ob diese nun Berlin, Venedig, Dubrovnik, Amsterdam, Barcelona, Rom, etc. heißen. Overtourism ist der neue Begriff, die Seuche, die viele dieser Städte heimsucht und die mir schon lange die Freude am Städtetourismus genommen hat, obwohl ich ja selber seit fast 30 Jahren im Tourismus arbeite und davon lebe.

Und dann reise ich im März nach Santander. Spaniens Norden, außerhalb der Saison und ich treffe auf eine reizende Stadt am Meer. Es fehlen die absoluten Highlights, welche die Touristenmassen anziehen, dafür aber gibt es viel Charme, Lebensfreude, schöne Stränden, Uferprommenaden und ein wundervolles lebendiges Stadtzentrum, das nicht verkommen ist zu einem „Disneyland“ für Touristen nur noch bestehend aus Souvenir- und Kitschläden, Cafés und Restaurants, sondern bevölkert ist von Menschen die dort arbeiten und leben.

Keine Touristenmassen, ja nicht mal Kleingruppen von Touristen um diese Jahreszeit. In drei Tagen Santander nicht ein Wort englisch, deutsch, oder sonst eine andere Sprache als Spanisch gehört. Nette Bars und Restaurants, freundliche, lebensfrohe Menschen, das ist Santander.

Auch sonst ist Santander wohl nicht sehr sexy, denn die Zahl der Einwohner ist in den letzten Jahren leicht rückläufig. Also nix für Hipster und solche die sich dafür halten.

Echt uncool und wirklich ein wenig bieder. Aber ich gestehe: Ich liebe „ein wenig bieder“, denn es macht das Leben und das Sein sehr angenehm und entspannt, zumindest hier in Santander!