Poco

Poco, 21 Jahre jung und schon seit 4 ½ Jahren auf der Straße.

Poco

Poco

Poco ist natürlich nicht sein richtiger Name. Seinen richtigen Namen kennt kein Mensch, außer er selber und so soll das auch bleiben. Papiere hat Poco keine mehr. Alle geklaut oder verloren, aber sein Dialekt weißt ihn eindeutig als Schweizer aus, was sich aber schnell als falsch heraus stellt.

Geboren wurde Poco in Italien als Kind eines drogensüchtigen Brasilianers und einer italienischen Mutter, die aber kurz nach der Geburt verstarb.

Bis zu seinem 16. Lebensjahr durchlief er 12 Heime und 15 Pflegefamilien, war 2 x im Jugendknast vier Mal in der Psychatrie und einmal auf einem Jugendschiff, wo straffällige Jugendliche resozialisiert werden sollen. Mit 16 ist er dann abgehauen und seit dem in der Welt unterwegs.

Er hat die italienische Staatsbürgerschaft und bezeichnet Italien als seine Heimat, dazu die brasilianische durch den Vater und die schweizerische, wo er ein Zeit lang als minderjähriger lebte. Wie er zu der schweizerischen gekommen ist, ist irgendwie nicht ganz klar und schlüssig. Er wurde wohl als minderjähriger in der Schweiz straffällig, konnte aber nicht so einfach abgeschoben werden, da minderjährig und waise und so blieb den Schweizern dann anscheinend nichts anderes übrig als ihn zu behalten. So ungefähr erklärte er mir zumindest den Umstand seiner Schweizer Staatsbürgerschaft.

 

In den 4 ½ Jahren ist er weit rum gekommen. Nur in Afrika war er noch nicht, sonst war er schon auf allen Kontinenten und etlichen Ländern. Besonders gut hat ihm New York gefallen, wo er 5 Monate auf der Straße lebte. Dort lies sich mit betteln und schnorren auch das meiste Geld erwirtschaften.
Durch Südamerika ist er mit gefälschten Papieren gereist.

Poco sagt von sich, dass er ein Alkohol- und Drogenproblem hat. Das weiß er, aber damit lebt er! Das Kiffen hat den Vorteil, dass es ihn ruhiger und gelassener macht. Dadurch wird er nicht mehr aggressiv. Früher war er hoch aggressiv. Wer ihm dumm kam, oder sich mit ihm anlegte bekam Prügel, auch die Polizei, was ihm mehrere Haftstrafen und Verurteilungen einbrachte. In mehreren Ländern hat er offene Haftbefehle, u. a. auch wegen Tötungsdelikten.

Deshalb ist er auch so darauf bedacht, dass niemand seinen Namen kennt. Dokumente und Papiere hat er keine mehr und will sich auch keine mehr besorgen. Er will auch nicht mehr in die Gesellschaft zurück und auch keine Hilfe vom Staat. Er möchte weiter als „Anoymus“ durch die Welt reisen und ganz bewusst ein Leben außerhalb der Mehrheitsgesellschaft führen.
Ich werde von Poco auch keine weiteren Fotos veröffentlichen, so lange er sich hier in Berlin aufhält, auch wenn er es mir ausdrücklich erlaubt hat. Aber ich möchte nicht, dass ihn jemand erkennt und er Ärger bekommt.

 

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