Der März 2021 verging, wir hatten viel gesehen, viele Ausflüge gemacht, in die Berge, an die Strände, in die Orte der Umgebung. Immer menschenleer und fast allein, da ja immer noch Lockdown war, der noch bis (ich glaube) Mai gehen sollte. Da keine Restaurants geöffnet waren, mussten wir uns immer selbst versorgen. So viele Picknicks, wie in diesen fünf Wochen, habe ich wohl mein ganzes Leben zuvor noch nicht gemacht.
Am 4. April 2021 waren wir wieder zurück in Deutschland. Nicht für lange. Ende Mai ging es schon wieder nach Béziers, unsere Wohnung war ja eingerichtet und ausgestattet, und wir genossen es das erste Mal sozusagen „nach Hause“ zu kommen. Dazu kam, dass (zumindest in Frankreich) der Lockdown aufgehoben wurde und im Laufe des Mais die Restaurants wieder öffnen durften und man ein wenig „normales Leben“ genießen durfte. Dazu kam, dass Frankreich die Altersgrenze für die Coronaimpfung früher als Deutschland auf U60 senkte und wir uns in Frankreich die erste Impfung abholen konnten.
Wieder trieben wir Makler zur Verzweiflung und schauten viele, viele Häuser an. Langsam zeichnete sich etwas ab, wir hatten drei Objekte in der engeren Auswahl und wir waren sicher, diesmal würden wir nicht abfahren, ohne „unser Haus“ gekauft zu haben.
So kam es letztlich auch. Wie schon bei der Wohnung, fast am letzten Tag, kurz vor Abreise fand Regine auf einer der Immoseiten ein Haus von Privat, welches fast alle unsere Wünsche erfüllte. Ein Maison Maître nur 100m vom zentralen Platz, dem Place Jean Jaurès in Béziers entfernt, am Rande der historischen Altstadt gelegen. Wir suchten den Notar auf und alle nötigen, rechtlichen Dinge vor unserer Abreise zu klären und der Kauf wurden in die Wege geleitet.
Anfang Juni waren wir dann wieder in Berlin und es dauerte bis Mitte September, bis wir wieder nach Bezier fuhren um am 21.9. unser Haus mit der Hausnummer 10, dessen Eingang ein wenig an die Downing Street 10 erinnert, zu übernehmen. Wir hatten die ersten Termine mit Handwerkern um uns Kostenvoranschläge und Ideen für die Renovierung und den Umbau einzuholen.
Unsere Idee ist hier einen Ort zu schaffen, wo Leute einmal längere Zeit in Frankreich leben um vielleicht für sich selber mal herauszufinden wie es ist in Frankreich zu leben, ein paar Wochen des Jahres von hier aus zu arbeiten, statt von „Woausauchimmer“ oder hier schon einmal leben und ankommen können während sie noch ihre Immobilie suchen, bzw. diese im Umbau ist. Mehrere Appartments, jedes mit kleiner Kochnische, dazu aber eine große Gemeinschaftsküche mit Gemeinschaftsbereich, wo man sich treffen, austauschen, feiern, kochen, essen kann. Ein internationaler Treffpunkt… das wäre unsere Idee.
Ich hatte inzwischen in Berlin den Verkauf meiner Pension angeleiert um diese zum Ende des Jahres zu verkaufen und mich dann voll und ganz auf die neue Aufgabe in Frankreich zu konzentrieren.
Ende November fuhren waren wir wieder in Béziers. Inzwischen lief auch der Verkauf von Regines Geschäft in Potsdam, sowie der Verkauf meiner Pension in Berlin der zum 31.12. vollzogen werden sollte, weshalb ich vom 21.12. bis 31.12. nach Berlin zurück musste, während Regine in Béziers blieb. Ende Januar fuhren wir dann gemeinsam zurück nach Berlin um Regines Geschäft in Potsdam auszuräumen und aufzulösen, wofür wir ein paar Wochen brauchten und dann am 17.2. waren wir mit allem fertig, was in Deutschland erledigt werden musste und wir waren nun komplett frei ohne weitere Verpflichtungen in Deutschland und fuhren nun beruhigt und entspannt nach Frankreich.
Naja… doch nicht so ganz entspannt, denn während wir in Deutschland warern erhielten wir am 28.1.2022 von der Stadt Béziers die Nachricht, dass wir bis auf Weiteres nicht mehr in unsere Wohnung könnten, da das Haus gegenüber einzustürzen droht und deshalb die Straße gesperrt und alle umliegenden Häuser evakuiert werden mussten. Man bot uns an uns auf Kosten der Stadt in einem 20qm Studio mit eine 140cm Klappcouch unterzubringen, worauf wir aber verzichteten. Unter Umständen mehrere Monate in einem 20qm Zimmer, auf so engem Raum, schien uns absolut nicht erstrebenswert und wahrscheinlich hätte das einer von uns beiden das nicht überlebt. Wir entschieden uns, unser Haus Nummer 10 notdürftig herzurichten und dort einzuziehen und den Umbau dafür ein wenig nach hinten zu verschieben. Möbel waren nicht das Problem, denn die Möbel aus Regines Ferienwohnungen hatten wir inzwischen per Umzugsunternehmen nach Béziers ins Haus bringen lassen. Möbel hatten wir also mehr als genug und so dauerte es am Ende nur zwei bis drei Tage (die wir in einer Ferienwohnung verbrachten) bis das Haus zumindest provisorisch bewohnbar war. Die Küche ist noch sehr provisorisch, aber schnell hatten wir ein sehr gemütliches Wohn- und Schlafzimmer und ein Büro. Kleiner Wermutstropfen: Büro und Wohnzimmer sind im 2. Stock, die Küche im EG, wir laufen uns „den Wolf“.