Mohamed ist ein immer wacher, etwas listiger, manchmal auch lustiger Zeitgenosse. Er verhandelt grundsätzlich jede Absprache nach und versucht dabei etwas Mehr für sich rauszuholen. Verspricht man M., ihm ein Bier auszugeben, kann man sicher sein, dass man am Ende drei bezahlt haben wird. Aber das ist ok… wahrscheinlich hilft das beim Überleben auf er Straße.
Mohamed nimmt mich sofort mit zu seinem Schlafplatz und zeigt mir sein „Revier“, wo er sich aufhält, wo er schläft und erzählt mir wie er sein Leben gestaltet und die Tage verbringt. Über seine Vergangenheit erfahre ich allerdings fast nichts. Er ist 36 Jahre und vor 25 Jahren mit seinen Eltern aus Palästina nach Berlin gekommen. Seine Eltern sind verstorben. Aus einem „früheren Leben“ hat er eine Ehefrau und drei Kinder, die in Berlin leben. Mehr möchte er über seine Vergangenheit nicht erzählen.
Auf der Straße lebt Mohamed seit vier Monaten. Er hat früher auch schon mal hin und wieder für ein paar Wochen, mit Kumpels, auf der Straße gelebt.
Derzeit lebt er in Wilmersdorf und Schöneberg. Er hat keinen festen Schlafplatz und reagiert flexibel auf mögliche Unwägbarkeiten. Dazu hat er an verschiedenen Stellen in Wilmersdorf uns Schöneberg Decken, Matratzen und andere Kleidung deponiert. So kann er jederzeit und spontan den Schlafplatz wechseln, wenn es nötig ist. Seine Schlafplätze sind u. a. Parkhäuser und Spielplätze. Bei gutem Wetter schläft er auch unter freiem Himmel in Parks.
Lange hatte ich Mohamed nicht mehr gesehen, bis er im Frühsommer 2016 wieder auftauchte. Er war einige Monate im Gefängnis, wollte mir aber nicht erzählen weshalb. Er bat mich um ein paar Euro, dann war er wieder verschwunden.