Unter dem Arbeitstitel „Armut in Berlin“ habe ich begonnen eine Fotoreportage über Menschen zu erarbeiten, Die
im umgangsprachlichen Sinne als arm gelten, und die uns jeden Tag auf unseren Wegen durch die Stadt begegnen, ohne das wir sie groß beachten.
Anlaufstelle und Einstieg in das Thema ist für mich die Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo in Berlin. Dieter Puhl, ein Bekannter von mir, ist Leiter der Bahnhofsmission und hat mir sofort seine Hilfe und Unterstützung für mein Projekt zugesagt.
Die Bahnhofsmission am Bahnhof Zoologischer Garten, mit ihrem Team von 400 Mitarbeitern, die meisten davon ehrenamtlich und Praktikanten, versorgen jeden Tag bis zu 600 Menschen mit Essen und Kleidung. 365 Tage im Jahr, 24 Std. am Tag ist die Mission besetzt und ansprechbar für Menschen in Not.
Ich habe in den letzten drei Wochen ca. 10 Nachmittage in der Mission verbracht und bin total beeindruckt von der Arbeit und dem Enthusiasmus der Mitarbeiter. Mit welcher Freude, Hingabe und Nächstenliebe sie ihre Arbeit verrichten und sich um Menschen in Not kümmern, ist unglaublich und ein gelebtes Beispiel für Mitmenschlichkeit.
Was mir, als Neuling, in der Bahnhofsmission als erstes aufgefallen ist: Die Leute, die hier zum Essen kommen und sich kostenlos Kleidung abholen können, werden von allen „Gäste“ genannt. Das mutet für einen Außenstehenden erst einmal befremdlich an, aber wenn man mal darüber nachdenkt, ist das völlig korrekt. Gast, oder nicht Gast, hat ja nichts mit bezahlen, oder nicht bezahlen zu tun. Als ich dann erlebte, wie freundlich, nett, hilfsbereit und zuvorkommend die Gäste behandelt werden, war völlig klar, das GAST das genau richtige Wort ist. In manchen Cafés und Restaurants, wo ich zahlender Gast bin, würde ich mich freuen, genauso freundlich empfangen und behandelt zu werden, wie die Gäste hier in der Bahnhofsmission.
Die Bahnhofsmission freut sich übrigens immer über Spenden in Form von Kleidern und Lebensmitteln, die dann kostenlos an Bedürftige verteilt werden. Aber auch Geldspenden, die dann direkt der Arbeit der Mission zu Gute kommen können gemacht werden. Wer einfach nur neugierig ist, mal schauen, oder auch mithelfen möchte, ist dort jederzeit willkommen.
Meine anfängliche Idee, Menschen, die sich in der Bahnhofsmission treffen und aufhalten, zu begleiten, mir ihre Geschichte erzählen zu lassen und sie aufzuschreiben, mir zeigen zu lassen wo sie leben, schlafen und ihren Tag verbringen, verfolge ich in den nächsten Monaten weiter. Ich habe aber schon gemerkt, dass dieses Thema so vielfältig, spannend und auch traurig ist, dass ich schon so viele weitere Ideen habe, und ich noch nicht genau weiß, wo mich diese Arbeit am Ende hinführen wird. Mein Ziel ist es ein Buch zu veröffentlichen und eine Ausstellung zu organisieren.
Ich werde den Blog weiter führen und immer mal wieder schreiben und mit Fotos zeigen, wie der Stand meiner Arbeit ist.
Am 16.12.2014 gab Gunter Gabriel in der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo in Berlin ein kostenloses Konzert für die Gäste, Angestellten und Freunde der Bahnhofsmission. Einen Bericht und Fotos von dem tollen Abend findet Ihr hier
Weihnachten in der Bahnhofsmission
Am 24.12.2014 fand eine Weihnachtsfeier für alle Gäste, Freunde und Besucher der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo statt.
Draußen waren Stände aufgebaut und es gab Kaffee, Tee, Kuchen und gegrilltes. Im Gastraum wurde, in drei Schichten, für die Gäste, die eine Essenmarke ergattern konnten, Gänsekeule mit Klösen und Rotkohl am Tisch serviert.
Weihnachten 2015 war ich leider nicht in Berlin, aber Weihnachten 2016 war ich wieder dabei.
Am 18.4.2015 fand in der Bahnhofsmission am Zoo, der Tag der Bahnhofsmission statt. Ein Tag der offenen Tür, an dem jeder eingeladen war, von 10 bis 18 Uhr die Bahnhofsmission zu besuchen. Gäste, Freunde, Unterstützer und Partner der Stadtmission und der Bahnhofsmission waren zahlreich erschienen.
Für das leibliche Wohl war gesorgt. Unterstützer und Freunde waren gekommen und gaben kostenlos Essen und Getränke aus. Pizza, Döner, Currywurst, Erbsensuppe, Kuchen, Kaffee gab es reichlich und wurde auch gut angenommen. Verschieden Künstler sorgten für musikalisches und künstlerisches Rahmenprogramm.
Es war ein fröhliches und friedliches Fest.
Nun hat das Kind auch einen Namen.
Nachdem ich einen Tag mit Ole auf der Straße verbracht habe, weiß ich nun auch wie mein Projekt und die daraus resultierenden Arbeiten, wie Ausstellung und Buch, heißen sollen: Mittendrin, aber nicht dabei. Wie es dazu kam könnt Ihr in dem Bericht von meinem Seitenwechsel – ein Tag auf der Straße nachlesen.