Von der Landsberger Allee kommend, entlang der Genslerstraße, spaziert man durch pittoreske Einfamilienhaussiedlungen und Wohngegenden, bevor man recht unvermittelt und ein wenig überraschend vor den Wachtürmen und Mauern eines der geheimsten Orte der DDR, der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit und heutigen Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, steht.

Zu Zeiten der DDR bestand um die Haftanstalt herum ein ca. 1 qkm großes Sperrgebiet, in welchem nur ausgewählte Personen angesiedelt wurden und wohnen durften, um die Geheimhaltung nicht zu gefährden. Das Areal war in keinem Stadtplan und keiner Karte verzeichnet. Außerhalb dieses Sperrgebietes wussten manche Menschen nicht, dass es sich bei dieser Einrichtung um ein Gefängnis handelte. Alles was hier passierte war streng geheim. Der Transport der Gefangenen wurde mit Fahrzeugen durchgeführt, die als normale Lieferwagen mit Beschriftungen wie „Obst und Gemüse“ oder „Zentrum Warenhaus“ getarnt waren.

Die Ursprünge des Gefängnisses gehen auf ein Speziallager der Sowjetunion zurück, welches nach dem zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Industriegelände errichtet wurde. Dieses Lager wurde 1946 geschlossen und in den Kellern der bestehenden Gebäude entstand das zentrale sowjetische Untersuchungsgefängnis für Ostdeutschland.

1951 übernahm das neu gegründete Ministerium für Staatssicherheit (MfS) das Kellergefängnis und führte es als zentrale Untersuchungshaftanstalt weiter. Ab 1959 wurde die Anstalt durch Gefangene eines benachbarten Arbeitslagers um ein Gebäude mit ca. 200 Zellen und Verhörräumen erweitert. 1961 löste dieser Neubau das Kellergefängnis, welches wegen seiner unterirdischen Kellerlage auch U-Boot genannt wurde, ab.

Die Haftanstalt bestand bis 1989 und wurde nach dem Mauerbau 1961  für Menschen genutzt, die aus der DDR zu fliehen versuchten (Republikflüchtlinge) oder einfach nur ausreisen wollten.  Viele bekannte Oppositionelle der DDR, wie z. B. Vera Lengsfeld, Rudolf Bahro, Bärbel Bohley, Freya Klier, Jürgen Fuchs, aber noch viele mehr, der Allgemeinheit „Unbekannte“ und „Namenlose“ wie eben Mario Röllig saßen während dieser Zeit in der Haftanstalt. Psychische Folter und Erniedrigungen gehörten zum alltäglichen Erleben für die Inhaftierten.

Nach dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung, zu Beginn der 1990er Jahre, setzten sich ehemalige Häftlinge dafür ein, an diesem Ort eine Gedenkstätte zu errichten. 1992 wurde das Gelände unter Denkmalschutz gestellt und 1994 erstmals Besuchern zugänglich gemacht. Im Juni 2000 wurde unter dem Namen „Gedenkstätte Berlin- Hohenschönhausen“ eine Stiftung gegründet, welche je zur Hälfte vom Bund und vom Land Berlin finanziert wird.

Ehemalige Häftlinge führen heute Besucher durch die Gedenkstätte und berichten über den Alltag in Haft und erzählen ihre eigene, persönliche Geschichte.